Bis in das 19. Jahrhundert hinein wurde auch das Fuldaer Land immer wieder von Krankheitswellen, Seuchen und Epidemien heimgesucht.
Mangelnde Hygiene vor Einführung von zentralisierter Wasserversorgung und Kanalisationen, ein noch nicht flächendeckend organisiertes und ausgebautes Gesundheitssystem und vor allem auch der hohe Anteil an Landwirtschaft begünstigte Krankheiten und deren Ausbreitung sowohl bei Mensch als auch Tier. Missernten, Kriege und Hungersnöte verschlimmerten die Lebenssituation weiter und förderten die Aus- und Verbreitung von Krankheiten.
Bekannte Krankheiten, Seuchen, Epidemien und Hungersnöte im Fuldaer Land
Zeitraum | Beschreibung |
807 | Große Pest im Streugrund (?) |
873-874 | Seuche im Fuldaer Land und in der Rhön |
942 | Seuche im Fuldaer Land und in der Rhön |
989 | Seuche im Fuldaer Land und in der Rhön |
1002-1007 | Seuche im Fuldaer Land und in der Rhön |
1020 | Seuche im Fuldaer Land und in der Rhön |
1058-1061 | Seuche im Fuldaer Land und in der Rhön |
1089-1092 | Seuche im Fuldaer Land und in der Rhön |
1125 | Seuche im Fuldaer Land und in der Rhön, besonders im Gau Tullifeld (Gegend um Kaltennordheim und Hilders) |
1202 | Seuche im Fuldaer Land und in der Rhön |
1312 | Seuche im Fuldaer Land und in der Rhön |
1344 | Seuche im Fuldaer Land und in der Rhön |
1350 | „Große Pest“ in Fulda |
1356-1357 | Hungersnot und Pest im Fuldaer Land |
1364 | Pest im Fuldaer Land. Nach Brower sollen in einer Stadt des Fuldaer Landes über 3000 Menschen getötet worden sein. |
1438-1439 | Hungersnot und Pest im Fuldaer Land |
1482 | Hungersnot und Pest im Fuldaer Land |
1495-1497 | Syphilis („mala franzosa“ = „Franzosenkrankheit“) im jetzigen Unterfranken mit Ausläufern in die Rhön |
1502 | Pest im Fuldaer Land |
1529 | Der „englische Schweiß“ wütet in ganz Deutschland, nach Brower und von Masch auch in Fulda. |
1563 | Pest in Unterfranken mit möglichen Ausläufern bis in die Rhön |
1575 | Pest in der Rhön. In Sondheim sterben 100 Menschen an ihr. |
1590 | Preissteigerungen (Getreidepreise doppelt so hoch wie noch 1578) |
1591 | Schwere Pestepidemie im Fuldaer Land |
1597-1598 | Pest im Fuldaer Land. Im September 1597 wurden die fürstliche Kanzlei und die Regierung wegen der Pest von Fulda nach Neuhof verlegt. Preissteigerungen (1597 Getreidepreise doppelt so hoch wie noch 1578) |
1601 | Pest im Fuldaer Land |
1613 | Pest im Fuldaer Land. Nach Gangolf Hartung sterben allein in Fulda (Stadt) ca. 400 Menschen. Die 1350 erstmals durchgeführte Pestwallfahrt zum Frauenberg wird angesichts der Toten wieder eingeführt |
1617 | Missernte infolge einer Welle von schweren Unwettern, darunter einem Hagelschauer am Montag nach Pfingsten in der Stadt Fulda |
1624 | Pest im Fuldaer Land, nach Gangolf Hartung sind v.a. Ober- und Unterbimbach stark getroffen. |
1625 | Pest im Fuldaer Land, nach Gangolf Hartung v.a. in Hünfeld und Umgegend, Michelsrombach, Kämmerzell. In der Stadt Fulda soll es auch einige Todesfälle gegeben haben, aber „nit viel“, sondern v.a. Kinder und alte Menschen |
1626 | Hungersnot infolge von kriegsbedingt gestiegenen Lebensmittelpreisen im Fuldaer Land. |
1627 | Pest im Fuldaer Land infolge durchziehender Soldaten. Nach Gangolf Hartung v.a. in Schlitz und den Dörfern nördlich von Fulda: Marbach, Margretenhaun, Steinhaus und weitere |
1635-1637 | Große Epidemie (möglicherweise Pest oder Flecktyphus) im Fuldaer Land infolge des 30-jährigen Krieges und durchziehender ausländischer Soldaten. Innerhalb eines halben Jahres sterben in Hilders 371, in Seiferts 157, in Thaiden 136 und in Simmershausen 105 Personen. In Helmershausen endet das kirchliche Sterberegister am 28. Oktober, es folgt der Vermerk, dass bis Jahresende 392 Personen an der Krankheit gestorben seien. |
1712-1714 | Letzte größere Pestepidemie in Deutschland. Hierbei soll die Rhön weitgehend verschont geblieben sein |
1762 | Flecktyphus-Epidemie in Fulda, im Anschluss an die 1761/62 durch die Stadt erfolgten Truppendurchzüge |
1770-1771 | Missernten in Deutschland, die in Folge einige lokale Seuchen verursachen. |
1794 | „Lazarettfieber“ in Fulda im Anschluss an Truppendurchzüge; in der Dom- und Stadtpfarrei starben hierei 368 Personen. |
1794-1801 | Mehrere Blattern- (Pocken-) und Ruhrepidemien in der Rhön und im Fuldaer Land. |
1813-1814 | Fleckfieber-Epidemie (Lazaretttyphus) infolge französischer Truppendurchzüge, v.a. in Fulda. Die Heerstraße von Erfurt nach Frankfurt soll mit Leichen gepflastert gewesen sein, das Fuldaer Residenzschloss, das als Lazarett diente, soll so überfüllt gewesen sein, dass die Leichen in Massengräbern bestattet wurden. In der Fuldaer Stadtpfarrei 1813/14 um die 700 Tote, in Geisa 193, in Tann 213, in Vacha 383, in Wüstensachsen 67 |
1817 | Missernten mit erhöhter Sterblichkeit infolge einsetzender Epidemien (u.a. Dysenterie / Ruhr). In der Fuldaer Stadtpfarrei 228 Tote, in Geisa 60, in Tann 94, in Vacha 48, in Wüstensachsen 9. |
1870 | Pockenepidemie als Kriegsseuche im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 |
1873 | Letzter große Pockenepidemie in Deutschland |
1879-1881 | Typhusepidemie in Tann / Rhön |
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