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05.06.2023

Witterungsverhältnisse und Klimageschichte Fuldas

Historische Aufzeichnungen zu den Witterungsverhältnissen und klimatischen Gegebenheiten spielen in der Ahnenforschung bislang eine noch eher untergeordnete Rolle und dabei können solche Daten wertvolle Einblicke in die Lebensumstände unserer Vorfahren gewähren. Missernten infolge von Hagel, verfrühtem Frost und Schnee oder Dürreperioden, Feuersbrünste infolge von starken Gewittern mit Blitzeinschlägen und ähnliches haben in der Vergangenheit immer wieder zu unvorhergesehenen Katastrophen geführt und konnten die Lebensgrundlage ganzer Familien zerstören (siehe hierzu auch den Blogpost Krankheiten, Epidemien und Hungersnöte). Eine häufige Folge aus einer solchen Katastrophe war plötzliche Verarmung, die zu (Arbeits-)migration führen konnte oder zu Veränderungen in den familiären Strukturen: plötzlich mussten Frau und Kinder auswärts arbeiten gehen und mitverdienen, oder Kinder wurden früher als geplant wegverheiratet, um dem wirtschaftlichen Verlust Rechnung zu tragen.

Für Fulda begannen systematische Aufzeichnungen zu den Witterungsverhältnissen erst im Jahre 1797 durch den Physikprofessor Thomas Egidius Heller, allerdings - so der "VIII. Bericht des Vereins für Naturkunde zu Fulda" bereits im Jahre 1898 - sind nur die späteren Notizen Hellers überliefert, sodass kontinuierliche Daten von ihm erst zwischen Dezember 1803 und Dezember 1809 vorliegen. Joseph Schneider und dessen Sohn Justus Schneider führten diese Aufzeichnungen bis Dezember 1854 fort. Links zu Digitalisaten finden sich weiter unten.

Nach einer zwölfjährigen Pause wurden meteorologische Aufzeichnungen erst wieder ab Dezember 1866 aufgenommen. Die Verwaltung der eigens dafür neu eingerichteten Messstation war nacheinander in folgenden Händen: Dr. Gies (1866-1867), Prof. Dr. Gutberlet (1867-1874), Pater Justus Hiltermann (1875)  und Apotheker Jean Brill (ab 1875 bis mindestens 1896). 

WICHTIGER HINWEIS:

Die früheren Wetterdaten verwenden noch die 1730 in Frankreich erfundene und bis etwa 1901 in Frankreich und Deutschland verwendete Réaumur-Skala (Einheitenzeichen: °Ré, °Re, °Réaumur, seltener auch °R). Die Umrechnung ist denkbar einfach:

C = R : 0,8

R = C * 0,8


Wetterdaten 1798-1844 (unvollständig)

(Klimaangaben in Grad Réaumur)





Wetterdaten 1804-1854


(Klimaangaben)




Wetterdaten 1804-1896

Ausgewählte Auszüge aus dem "VIII. Bericht des Vereins für Naturkunde zu Fulda", 1898

(Klimaangaben hier laut Angabe im Vorwort durchweg in Grad Celsius!)


Meteorologische Beobachtungen von Dr. Schneider (handschriftliche Originalaufzeichnungen)

Wetterdaten ab 1870


Weitere Übersichten und Statistiken aus den "Berichten des Vereins für Naturkunde zu Fulda"

(Klimaangaben teilweise in Grad Réaumur, teilweise in Grad Celsius)

Wetterdaten nach 1896


Wetterberichte finden sich seit dem 1. Juli 1897 auch in der Fuldaer Zeitung, in der Regel auf S. 3 (bzw. auf der vorletzten Seite der Zeitung). LINK ZU DEN DIGITALISATEN.



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