In den Kurorten war und ist es bis heute üblich, sogenannte Kur- oder Badelisten, oder auch Brunnenlisten, zu führen, in denen die Kurpatienten, bisweilen aber auch Touristen auf der Durchreise, registriert wurden. Die frühesten Vertreter dieser Quellengattung stammen aus dem 17. Jahrhundert und enthielten anfänglich nur Informationen zu adeligen und wohlhabenden Personen, die sich einen solchen Kuraufenthalt leisten konnten. Mit dem Aufkommen des Tourismus v.a. im 19. Jahrhundert und einem veränderten Gesundheitsbewusstsein, das den Wert von Kuren allmählich auch für den "einfachen Mann" erkannte, setzte ein regelrechter Kurboom ein.
Die Vorgaben, welche Informationen in den Kur- und Badelisten enthalten sein mussten, konnten von Ort zu Ort variieren. Ahnenforschern können solche Listen heute Aufschluss geben über Krankheiten von Vorfahren und die eingesetzten Behandlungsmethoden, sind aber auch ein Stück Alltagsgeschichte vergangener Zeiten.
Verfügbarkeit von Kur- und Badelisten
Die Kur- und Badelisten einiger hessischer und außerhessischer Kurorte sind heute bereits digital verfügbar. Als Beispiele seien genannt:
- Bad Brückenau: Auf den Seiten des Münchener Digitalisierungszentrums (MDZ) findet man die Bad Brückenauer Kurlisten von 1843. Die Hochschul- und Landesbibliothek Fulda hält außerdem eine interessante Schrift aus dem Jahre 1778 bereit: Einladung zur Kuhr an den Kuhrort bey Brückenau im Fuldischen für das Jahr 1778.
- Bad Elster: Die Kurlisten von 1888-1900 befinden sich als Digitalisate auf den Seiten der SLUB Dresden.
- Bad Ems: Eine Sammlung von Kurlisten für Bad Ems und nahegelegene Kurorte in den Jahren 1818-1910 gibt es auf der Seite des rheinland-pfälzischen Digitalisierungsportals Dilibri.
- Bad Homburg v. d. Höhe: Ein eigenes LAGIS-Projekt stellt die Homburger Kur- und Badelisten der Jahre 1834 bis 1918 in einer Datenbank digital zur Recherche bereit und verlinkt gleich auch zu Digitalisaten des Originalwerkes. Ein weiteres Projekt, Orte der Kur, liefert interessante Hintergrundinformationen zu Kurplätzen in Homburg.
- Bad Kissingen: Eine unvollständige Sammlung von Kurlisten von Bad Kissingen in den Jahren 1857-1895 gibt es auf der Seite des Münchener Digitalisierungszentrums (MDZ).
- Wiesbaden: Das Wiesbadener Badeblatt mit Kur- und Fremdenliste enthält neben einigen zeitungstypischen Nachrichten auch Kurgäste mit Angaben der Hotels und Unterkünfte. Es wird von der Hochschul- und Landesbibliothek RheinMain für die Jahre 1877-1933 digital zur Verfügung gestellt.
Im GenWiki gibt es eine Übersichtsseite zu weiteren digitalisierten Kurlisten verschiedener Kurorte. Leider sind derzeit (Stand: Juni 2023) nicht mehr alle Links erreichbar.
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