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30.09.2019

Kataster der Stadt Fulda

In den Jahren 1937-1948 veröffentlichte der Fuldaer Regierungslandmesser und spätere Regierungsvermessungsrat Aloys Jestädt die Kataster der Stadt Fulda aus dem 18. und 19. Jahrhundert.

In drei Bänden trug er aus verschiedenen Quellen die Grundstücke der Fuldaer Kernstadt und ihre jeweiligen Eigentümer zusammen und lieferte so - wie er selbst im Vorwort zu Band 1 auf Seite IV schreibt - "[...] eine Art Adreßbuch der Stadt Fulda in den Jahren 1708 bis 1876 [...]".

Als Quellen verwendete er für seine insgesamt 20-jährige Forschungsarbeit die folgenden Unterlagen, die gleichsam Einzug in seine Zusammenstellung gefunden haben:


  • Das Meß- und Lagebuch der Hochfürstlichen Residenz-Stadt Fulda (1727)
  • Beschreib- und Schätzungsbuch aller in der Hochfürstlichen Residenz-Stadt Fulda gelegenen Häuser, Bauplätz und Gärten (1708)
  • Steuer-Kataster der Stadt Fulda (1740)
  • Kurhessisches Kataster (1854/60)


Neben den Angaben zu Besitzern und Ausstattung sowie Wert von Grundstücken sind die Kataster insofern interessant, als dass sie Aufschluss geben über die Veränderungen einzelner Grundstücke: so wurden im Laufe der Zeit neue Parzellen geschaffen, alte verschwanden, wurden aufgeteilt oder neu bestimmt.

Des Weiteren geben die Kataster Auskunft über die im 19. Jahrhundert wechselnden Hausnummerierungssysteme:


  • Vor dem Jahr 1827 hatte in Fulda jeder Gemeindebezirk innerhalb der Stadt sein eigenes fortlaufendes Nummerierungssystem, jeweils angefangen bei Hausnummer Eins.
  • Ab November 1827 gab es infolge der Gemeindereform für die gesamte Stadt Fulda ein neues Hausnummernsystem. Alle Häuser der Stadt wurden durchgehend nummeriert. Es gab Hausnummern von 1-1087.
  • Mit den Jahren 1894/96 wurde das alte System wieder abgeschafft, weil es sich als zu wenig flexibel herausstellte, besonders da die Stadt unaufhaltsam wuchs. Das heute noch übliche System, die Häuser einer Straße zu nummerieren, wurde eingeführt. Ein Großteil der um 1895 eingeführten Hausnummern stimmt noch mit den heutigen überein, sofern die Straßen in der damaligen Form noch existieren. Eine übersichtliche Gegenüberstellung der alten und neuen Hausnummern findet sich im Straßenteil des Adressbuchs der Stadt Fulda vom Jahre 1896 (LINK).


Die von Jestädt veröffentlichen Kataster stellen eine ungemein wichtige Quelle für die Familienforschung dar, da sie - wie von ihm selbst erwähnt - den Quellenwert von Adressbüchern besitzen und damit die Fuldaer Adressbuchliteratur um über 100 Jahre erweitern. Darüber hinaus können sie wichtige Informationen zu Besitzern von Grundstücken erhalten, ihren Nachfolgern und Erben, ihrem Vermögen und ihrem Berufsstand.

In Band 3 findet sich auch ein Gesamt-Namensverzeichnis aller Bände!

Alle drei Bände liegen inzwischen (Stand: September 2019) als Digitalisate der Hessischen Landesbibliothek in Fulda vor.


  • Band 1 (1937): Fuldaer Kernstadt (Digitalisat hier)
  • Band 2 (1940): Vorstadt Stadtgraben mit Petersgasse, Florengasse, Löbersgasse (Digitalisat hier)
  • Band 3 (1948): Der hochfürstliche Altenhof mit Lengsfeldergasse und Kellerei Hinterburg + Gesamt-Index aller Namen aus den Bänden 1-3 (Digitalisat hier und Direktlink zum Index)

HINWEIS: Für die Jahre 1880-1953 liegen die Brandkataster zum Regierungsbezirk Kassel als Digitalisate des Hessischen Staatsarchivs in Marburg vor. Sie setzen die Jestädt'schen Kataster sinnvoll bis ins 20. Jahrhundert fort. Weitere Informationen und Links HIER.


Das digitale "Urkataster+"


Das Landesgeschichtliche Informationssystem (LAGIS) bietet in einem seiner Themenmodule das digitale "Urkataster+" von Hessen. Hierbei können für hessische Städte (u.a. Fulda, Hünfeld und Burghaun) Luftbildaufnahmen oder Stadtpläne mit historischen Katasterkarten überlagert werden, wodurch Siedlungsveränderungen sichtbar werden und sich historische Grundstücke besser in ihrer heutigen Umgebung verorten lassen. Hier geht's zum Urkataster+

(1) Für Fulda liegen Katasterkarten von 1840/43 und von 1937/38 vor, die über verschiedene Luftbilder und Stadtpläne gelegt werden können.

(2) Für Hünfeld stammen die Katasterkarten aus den Jahren 1848/49.

(3) Die Katasterkarten von Burghaun stammen aus dem Jahr 1860.

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